Gewaltige Liebe oder Liebesgrenzen
Was ist Gewalt in der Liebe?
Angst und Liebe – geht beides zusammen?
Wo fängt Gewalt an und wo hört sie auf?
Was ist Gewalt überhaupt und welche Arten von Gewalt gibt es?
Diskutier mit und bring deine Gedanken -nach einem ersten Input von Moderatorinnenseite- ein.
Gewaltige Liebe?
Da gerade etwas Zeit war, las ich mir die inhaltsreichen Beiträge meiner KollegInnen zur Überschrift durch und schließe, dadurch motiviert, einfach mit ein paar eigenen Gedanken an.
Das erste, was ich denke, wenn ich die Überschrift lese, ist eine simple These:
Gewalt und Liebe schließen sich aus; wo Gewalt gebraucht wird, ist Liebe nicht da.
Oft ist „Liebe“, leider, der Begriff, der fälschlich gebraucht wird, obwohl es eigentlich darum geht, Besitzansprüche und Zugriffsrechte auf das Gegenüber sichern zu wollen. – Ausgenutzt wird dann das Bedürfnis des Anderen (zu dem wir wohl fast Alle gehören können): geliebt zu werden.
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In Abhängigkeitsverhältnissen ist das nahezu immer der Fall, wenn der oder die Mächtigere das Gegenüber „haben“ möchte. Vorgegaukelt wird – sehr glaubhaft – :„Liebe“; gesucht wird: Macht und Verfügung über den oder die Andere(n), wobei unter allen Umständen irgendwie das „freie“ Zugeständnis des Anderen gewonnen zu werden versucht wird – damit klar ist: „Du wolltest das auch. Jetzt tu nicht so, als ob nur ich das will. – Wir (!) lieben uns!“
Täter beschaffen sich, so gut es irgendwie geht, Rechtfertigungen und Entlastungen für ihre Ziele.
Es gibt auch einen Gebrauch der Wörter „Gewalt“ oder „gewaltig“, der weniger oder gar nicht negativ besetzt sein muss. Man denke an ältere Wörter wie „Sturmgewalt“ oder so etwas wie eine „gewaltige Flut“ - : auch die Liebe kann davon etwas haben, und insofern (!) kann Liebe „gewaltig“ sein: unerschütterlich, vielleicht sogar unzerstörbar, mutig, geduldig, leidensfähig und leidenschaftlich, kämpferisch, kreativ, unabhängig …, … solcherart „gewaltige Liebe“ weiß aber um die Würde und Freiheit des Gegenübers – sie wird, so stürmisch sie auch ist, nie einfach überwältigen, nie Grenzen missachten, nie einfach wissen, was der oder die Andere eigentlich will, nie das Gegenüber übergehen und missachten.
Man (wie Frau etc.) kann diese Dinge in Klassikern wie z. B. Erich Fromms „Die Kunst des Liebens“, lesend, erfassen.
Jede und Jeder wird mit einer Ahnung oder Idee von Liebe unterwegs sein im eigenen Leben: formuliere sie Dir einmal aus.
Erwäge, wo und wie Du in Deinem Leben Liebe erfahren hast (und erfährst) und selbst geliebt hast oder liebst. – Und setze dann für Dich ein, was Du als eine Liebe, die den Namen verdient, erleben möchtest. Wie schätzt Du den „Reifegrad“ Deiner eigenen Liebesfähigkeit/ Liebesbedürftigkeit ein?
Ich glaube, der Liebe wohnt etwas Unbedingtes inne – insofern gibt es immer einen Weg zu ihr. Aber Zwang oder Übermächtigung oder Gewalt, die die Integrität des Gegenübers missachtet, sind keine Elemente der Liebe.
Soviel heute. - Liebe Grüße ins Forum -
bke - Christian
Hallo in die Runde,
erst einmal vielen Dank für diesen sehr passenden und guten Auftakt, um in so ein komplexes und auch mit Sicherheit schambesetztes Thema einzusteigen, liebe Kollegin bke-Kira! Ja es verlangt Mut, so eine Thematik zum Austausch aufzubereiten und "anzubieten" und gleichwohl auch, etwas dazu zu schreiben. Merke es gerade bei mir selber. Hm..., vielleicht wirken diese Zeilen ja auch ohne Antworten und Beiträge? Als Möglichkeit zur Selbstreflexion, wer weiß? Na ja, ihr wisst ja, dass euch der Raum hier zur Verfügung steht, wenn euch danach ist und ihr mit allem, was unser aktuelles Thema hier bei auslösen könnte, willkommen seid! Ich bleibe weiter gespannt und interessiert.
Viele Grüße
bke-Lorenz
Gewaltige Liebe oder Liebesgrenzen
Intime Beziehungen oder sehr enge Beziehungen können Gefühle von Nähe, Vertrauen und Gefühl, sich wirklich verstanden und angenommen zu fühlen, bedeuten. Doch gerade in sehr engen Beziehungen kann die Distanz zueinander schwinden und die Grenzen zueinander auch. Diese besondere Erfahrung, sich nahe zu sein, ist wunderschön! Nicht aber dann, wenn man sie missbraucht und den anderen fies behandelt und dabei Respekt, Vertrauen und Freiheit verloren gehen! Gerade dann, wenn man so eng mit jemandem zusammen ist, kann es vorkommen, dass es zu Verletzungen, Missbrauch, Kontrolle - zur körperlichen und psychischen Gewalt- in Beziehung kommen kann. Man vertraut jemandem und dann wird jemand respektlos, übergriffig, fies, dominant, gewalttätig. Man fragt sich vielleicht, ob man selbst dazu beigetragen hat oder entschuldigt den anderen. Oft kommt man so einfach nicht aus diesem Dilemma raus, weil man die Nähe auch schön findet und positive Momente erlebt, aber auch bei sich immer wieder nach Schuld sucht.
Gewalt beginnt nicht erst bei Schlägen oder körperlichem Zwang. Sie kann viel früher anfangen – oft fast unsichtbar. Zum Beispiel mit ständigen abwertenden Kommentaren, mit Kontrolle oder Eifersucht, mit dem Gefühl, dass man sich für den anderen verbiegen muss, aus Angst, verlassen oder beschimpft zu werden.
Hier sind einige Phrasen, die du vielleicht selbst schon gehört hast oder die ein Warnzeichen für ungesunde Beziehungen sein können:
Solche Aussagen sind nicht romantisch oder harmlos – sie zeigen emotionale Erpressung, Kontrolle, Verachtung und Machtmissbrauch.
Du kannst hier über eigene Erfahrungen berichten, aber auch über deine Freunde und Freundinnen, die dir nahestehen und deinem Gefühl nach Gewalt erdulden, schreiben. Vielleicht kennst du jemanden und hast das Gefühl, dass es so wie es in seiner/ihrer Beziehung läuft, nicht in Ordnung ist? Besonders von außen sieht man oft mit einem klareren Blick. Wenn man in einer engen Beziehung zu jemandem steckt und fies behandelt wird, kriegt man es zwar mit, hat aber eine andere Empfindung, hat Gefühle, sucht immer wieder nach positiven Seiten beim Partner oder bei sich nach Schuld.
Es ist ein mutiges und schwieriges Thema. Magst du etwas dazu teilen?
bke-Kira